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Schadensbilder und BehandlungsmöglichkeitenPapierrestaurierung Die Schäden im Papier können sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von oberflächlicher
Verschmutzung über Flecken (z.B. Wasserflecken), Falten und Knicke, Risse und Fehlstellen
(Insekten- oder Mäusefraß, ausgerissene Stellen v.a. an den Rändern, morsche Blattkanten,
Pilzschäden) bis hin zu säurehaltigem, brüchigem Papier und Tintenfraß. Problematisch sind
die Qualität und chemische Zusammensetzung des Papiers sowie die historischen und
gegenwärtigen Lagerungsbedingungen.
Die Anwendung dieser fortschrittlichen Verfahren erhält den historischen Charakter der Objekte. Oberflächenstruktur, Substanz und äußere Form bleiben weitgehend erhalten. Auch ist der restauratorische Eingriff sichtbar, so dass der originale jederzeit vom angesetztem Teil zu unterscheiden ist. Dagegen wird bei der Einbettung die Oberflächenstruktur stark verändert und die Transparenz verringert, so dass Details wie z.B. Haarstriche der Schrift nicht mehr vollständig erkennbar sind. Außerdem wird das Objekt bei Einbettung vieler Seiten deutlich dicker, so dass es seine historische Form verliert und nicht mehr in den originalen Einband passt. Schließlich birgt jede Einbettung die Gefahr, dass chemische oder biologische Prozesse im Papier stattfinden, die dann schwerer zu erkennen und zu behandeln sind als an der offenen Oberfläche. Die Papierspaltung wiederum stellt einen massiven Eingriff in die Originalsubstanz dar. Allerdings gibt es Schadensbilder, die so schwerwiegend sind, dass die Spaltung oder auch Einbettung als letzte Möglichkeit bleiben, überhaupt noch etwas von der Originalsubstanz zu erhalten. Das ist z.B. bei sehr schweren Säureschäden der Fall oder wenn z.B. durch Pilzbefall die Substanz soweit reduziert wurde, dass für eine Anfaserung kein Angriffspunkt mehr vorhanden ist. Urkundenrestaurierung, PergamentrestaurierungPergamenturkunden gehören meist zu den ältesten und wertvollsten Dokumenten eines Archivs.
Wie auch jüngere auf Papier geschriebene Urkunden existierten sie über Jahrhunderte als
Einzelstücke, was eine ganz andere, härtere Belastung darstellt, als wenn Blätter in einem
Buch oder einer Akte zusammengefasst und durch einen Einband geschützt sind. Hinzu kommt, dass
Urkunden meist besiegelt wurden, so dass z.T. schwere Wachssiegel angehängt waren. Die primäre
Funktion der Urkunden war der Nachweis von Besitz und Privilegien. Daher sind sie ungleich
öfter aus ihren Behältnissen entnommen und vorgezeigt, gelesen, abgeschrieben, bestätigt,
ausgehändigt oder mit dem Besitztum an einen neuen Eigentümer übergeben worden, als dies
mit Aktenschriftgut oder Büchern geschehen ist. Papierurkunden weisen die Schäden auf, die Papier allgemein haben kann und werden entsprechend behandelt (siehe oben Papierrestaurierung), allerdings ist hier kaum eine mechanisierte Arbeit, z.B. auf dem Langsiebanfaserungsgerät möglich, weil die Einzelstücke sehr unterschiedliche Formate und oft auch Siegel haben. Pergamentblätter aus Pergamenthandschriften und Pergamenteinbände werden analog den Pergamenturkunden behandelt, also trocken gereinigt, geglättet und ggfs. müssen Fehlstellen angesetzt oder mit Pergamentspänen angefasert werden. Bücher und gebundene Handschriften – Einbandrestaurierung Die Restaurierung von Büchern und Handschriften umfasst zwei Komponenten: Inhalt und Einband.
Der Inhalt besteht aus Papier oder aus Pergament, zeigt die dafür typischen Schäden und wird
dementsprechend behandelt (siehe Papierrestaurierung, Pergamentrestaurierung). Gesondert davon ist die Restaurierung der Einbände zu sehen. Einbände bestehen aus unterschiedlichen
Grundmaterialien (z.B. Pappe, Holz), auf die verschiedene Bezugsstoffe (Papier, Leder, Pergament,
Gewebe) aufgebracht sind. Historische Einbände weisen zudem oft alte beschriftete Titelschilder
und Spiegel sowie Metallbeschläge auf. Die langfristige Erhaltung gebundener Objekte setzt auch nach der Restaurierung eine sachgerechte
Aufbewahrung und möglichst geringe Benutzung voraus. Kartenrestaurierung Karten sind in aller Regel größer als normale Aktenschriftstücke und entziehen sich den sonst
üblichen Formen der Lagerung. Gefaltet oder gerollt, nicht selten ohne jeden Schutz, mitunter
aber auch in Mappen oder anderen Behältnissen, lagen sie oft Jahrzehnte auf Schränken oder in
Regalen, die nicht für sie gemacht waren. Noch heute ist die Lagerung ein Problem, wenn Karten
größer als DIN A0 sind und nicht in die handelsüblichen Kartenschränke passen. Die typischen Schadensbilder sind Brüche und Substanzverluste an den Knickstellen und an den Rändern (dort häufig auch Risse), Ablösungen vom Trägermaterial v.a. an den Knickstellen oder bei gerollten Karten großflächig, Säureschäden durch das Trägermaterial, durch Klebstoffe oder Mappen bzw. Papphülsen, und starke Verschmutzung v.a. bei solchen Karten, die lange Zeit völlig ungeschützt auf Schränken oder in Regalen lagen. Nach der trockenen Reinigung mit Latexschwämmen werden die Papier- oder Gewebeverklebungen abgelöst. Eventuell vorhandene Fehlstellen werden ergänzt und das Kartenblatt wird ggfs. entsäuert, neutralisiert und nachgeleimt. Zur Stabilisierung wird die Karte auf ein säurefreies Japanpapier aufgebracht und je nach Format und Art der zukünftigen Lagerung und Benutzung kann das Objekt auf einen säurefreien Baumwollnessel appliziert oder auf einen Holzrahmen bzw. eine kaschierte Wellpappe gespannt werden. Von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung ist die zukünftige Aufbewahrung der
restaurierten Karte. Hier sind größte Sorgfalt und zugleich auch äußerste Zurückhaltung
bei der Direktbenutzung geboten. Restaurierung von Grafiken, Kupferstichen, Holzschnitten u.ä. ObjektenFlecken, Falten und Risse machen Grafiken und andere vergleichbare künstlerische Objekte nicht nur unansehlich, auch gefährden säurehaltige Rückwände, Trägerstoffe, Verklebungen oder Passepartouts deren Erhaltung. Viele Grafiken werden ständig oder über einen längeren Zeitraum offen präsentiert, was eine zusätzliche Gefährdung durch Tageslicht bedeutet. Schließlich kommt es selbst bei bekannten Künstlern nicht selten vor, dass sie auf die Dauerhaftigkeit der verwendeten Materialien nicht geachtet haben, so dass z.B. Säurefraß aus dem Objekt selbst erwächst. In der Regel erfolgt eine trockene Reinigung mit speziellen Radierern. Säurehaltige Verklebungen
werden vorsichtig abgelöst. Sollte ein Säureschaden bereits eingetreten sein bzw. ist
das Trägermaterial (meist Papier) selbst säurehaltig, wird eine Entsäuerung durchgeführt.
Ggfs. wird das Papier durch nachleimen stabilisiert. Stockflecken, Verbräunungen oder
andere Verfärbungen können gebleicht werden. Risse werden mit Japanpapier geschlossen
und Fehlstellen ergänzt. Mehr als bei anderen Objekten spielt hier neben der Bestandserhaltung die Werterhaltung bzw. sogar -steigerung eine Rolle bei der Entscheidung über die Restaurierung und die angewendeten Verfahren. Grafiken sind Objekte des Kunsthandels und haben einen Marktwert, der auch von ihrem Zustand bestimmt wird. Grafiken sollten in Passepartouts fachgerecht eingelegt werden. So können sie sowohl in einer geschlossenen Sammlung aufbewahrt, zur Benutzung entnommen und bewegt als auch im Rahmen präsentiert werden. Die Passepartouts sollten im Außenmaß bestimmten Normgrößen entsprechen und innen der Grafik angepasst sein. Für mehrere Passepartouts sollte ein alterungsbeständiges Behältnis (SchemppBox) angefertigt werden. Grafiken, die ständig oder über einen längeren Zeitraum sichtbar präsentiert werden, benötigen einen wirksamen UV-Schutz. Grafiken sollten unbedingt bei der Restaurierung verfilmt bzw. digitalisiert werden: Einmal ist das die beste Gelegenheit, weil sie aus Rahmen und Passepartouts entnommen und alle Schäden behoben sind. Zum Anderen ist es gerade bei künstlerischen Objekten sinnvoll, weil hier besonders häufig Vorlagen für Publikationen und Reproduktionen aller Art benötigt werden. Restaurierung von Plakaten, technischen Zeichnungen und PausenDie oft jahre- bzw. jahrzehntelange schlechte Lagerung (durchaus vergleichbar den Karten), die großen Formate und die geringe Alterungsbeständigkeit der Papiere sind Gründe dafür, dass Plakate, technische Zeichnungen und Pausen besonders in Mitleidenschaft gezogen sind. Hier spielt besonders die körperliche Zusammenführung mit dem zugehörigen Aktenschriftgut (z.B. bei Bauakten u.ä. Dokumentationen) eine Rolle, weil sie nur durch vielfaches Falten der Großformate zu erreichen war. In den entsprechenden Behörden oder Firmen wird mitunter noch heute so verfahren. Nach der trockenen Reinigung werden die Papier- oder Gewebeverklebungen abgelöst. Eventuell vorhandene Fehlstellen werden ergänzt und das Blatt wird ggfs. entsäuert, neutralisiert und nachgeleimt. Das Objekt kann dann zur besseren Handhabung und zum Schutz vor zukünftigen Beschädigungen auf einen zusätzlich gepufferten Papierträger aufgebracht werden. Dieser kann größer als das Original sein, damit auch zukünftige Randbeschädigungen vermieden werden. Anders als bei Karten ist die Größe von technischen Zeichnungen, aber auch von Plakaten meist im Rahmen der Formate, für die handelsübliche Zeichnungsschränke ausgelegt sind. Diese sind eindeutig das geeignete Aufbewahrungsmittel, jedoch sollte auch hier eine Abtrennung der einzelnen Objekte mittels Einlagen aus alterungsbeständigem Karton erfolgen. Großformatige Objekte sollten so wenig wie möglich direkt benutzt werden. Deshalb ist die Verfilmung bzw. Digitalisierung während der Restaurierung unbedingt zu empfehlen, zumal der Aufwand dafür – gemessen an den eigentlichen Restaurierungskosten – gering ist. Bei der Verfilmung findet meist ein Vollfiche Anwendung, je nach Vorlage schwarz/weiß oder farbig. Diese Vollfiches können auch als Vorlage für Reproduktionen verwendet werden. SiegelrestaurierungAuf Siegel trifft alles zu, was über die Erhaltung und Schadensursachen von Urkunden gesagt wurde. Hinzu kommt, dass sie durch die Art der Befestigung (z.B. an- oder abgehängte Siegel an Urkunden) und durch ihre von der Papier- bzw. Pergamentfläche abgehobene Körperlichkeit besonders anfällig für mechanische Beschädigungen sind. Unsachgemäße Lagerung führt nicht nur zu mechanischen Schäden, eine besondere Gefahr stellt die Austrocknung dar. Gut gemeinte Umhüllungen (die vor mechanischen Schäden schützen sollten) trocknen das Wachs aus, wodurch es brüchig wird und im Extremfall vollständig zerkrümelt. Deshalb ist es wichtig, keine Hüllen aus Stoff oder ähnlichen Materialien anzufertigen bzw. vorhandene Umhüllungen vorsichtig zu entfernen. Besonders gefährlich ist Watte. Bei der Restaurierung werden lose Teile gesichert und wie der gesamte Siegelkörper vorsichtig gesäubert. Fragmente werden wieder zusammengeführt und je nach Größe eventuell vorhandene Fehlstellen mit Wachs bzw. Siegellack ergänzt. Vergrößerte Siegelschüsseln beugen zukünftiger mechanischer Beschädigung vor. Die Anforderungen an eine sachgerechte Aufbewahrung und Reduzierung der Direktbenutzung entsprechen denen, die für Urkunden festgehalten wurden. Sinngemäß gilt dies auch für lose Siegel. Die jeweiligen Aufbewahrungsmittel müssen so beschaffen sein, dass die Siegel auch beim Transport nicht verrutschen können. |
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